Bangalore (Indien)


Auf Grund einer Dienstreise im November 2005 kam ich die südindische Großstadt Bangalore. Den dienstlichen Teil wollen wir an dieser Stelle nicht betrachten, sondern nur den Teil der als privat betrachtet werden kann, also die Wochenenden.

Die Ankunft war kurz nach Mitternacht örtlicher Zeit, d. h. 4:30 Stunden voraus gegenüber MEZ, auf dem Flughafen. Dieser macht doch eher den Eindruck, hier wurden die Uhren irgendwie zurückgedreht und dabei auch noch die politische Hemieshäre. Irgendwie erinnerte er doch ein klein wenig an sozialistische Zeiten in Europa. Man muss jedoch als Entschuldigung hinzufügen, dass 2007 oder 2008 ein neuer Flughafen in Betrieb gehen soll, also wird verständlicher Weise nun in den alten Stadtflughafen wohl nicht mehr viel investiert. Der nächste Eindruck der hängen geblieben war, ist die Schnelligkeit bei den Einreiseformalitäten, dass ist schon erfreulich nach gut 14 Stunden Reisezeit von Berlin-Tegel über Frankfurt. Der absolute Horror kam dann jedoch schnell, nicht nur das man bei der Kofferausgabe sich kaum bewegen konnte, viele Menschen, Koffer und ein recht kleiner Raum, sondern sich auch teilweise durch die allgegenwärtigen Kofferträger kämpfen musste. Als das erfolgreich abgewickelt war, fand man den Ausgang und da, vielleicht von 100te Menschen, die wiederum auf Menschen warteten um sie abzuholen. Es bliebt eigentlich nur eine kleine Gasse frei und rechts und links standen die Abholer in Dreier- oder Viererreihen. Nun glücklicher Weise wurde man auch abgeholt, nur wusste man nicht von wem und wie hat er die deutsche Schreibweise der Firma und des Namens verstanden hatte. Als auch diese Hürde erfolgreich genommen war, wurde einem auf dem Vorplatz sofort der erste Ratschlag ins Gedächtnis zurückgerufen und auch auf der Fahrt ins Hotel klar gemacht wie richtig er war, als Kontinetaleuropäer fahre nie selbst mit dem Auto in Indien, denn

  1. es herrscht Linksverkehr;

  2. die Verkehrsregeln sind doch arg anders, hierzu später mehr;

  3. Verkehrszeichen, wie versteht man die;

  4. Wege findet man nicht so schnell wie in Europa.

Nutze immer einen Wagen mit Fahrer!

Nun endlich im Hotel angekommen und gedacht schnell einchecken und dann schlafen, Irrtum so nicht, erst dutzende Fragen beantworten damit auch ja nichts dem Zufall überlassen wird, und dann endlich auf das Zimmer, es ist mittlerweile 3 Uhr morgens und endlich ins Bett.

Am nächsten Tag, nein eigentlich am gleichen Tag, nachmittags irgendwie aufgestanden und dann die ersten Schritte vor das Haus. Es ist glücklicherweise Sonntag, aber das wird man erst später feststellen, trotzdem ist hier ein Verkehr wie in der Woche in Europa und irgendwie hatte man auch noch das Schild „Neuling“ auf der Stirn, denn immer wieder bekam man das Angebot für eine Shoppingtour für nur 10 Rupie. Vielleicht lag es aber auch daran sich mitten in der Stadt zu Fuß fortzubewegen, jedenfalls war es schwierig diese Angebote abzulehnen, aber es gelang.

Nun ja das waren die ersten 24 Stunden und nun begann die Woche und damit die Arbeit. Hier hatte man nun das „Glück“ morgens in die Firma und abends zurück, also so gut wie nichts gesehen, jeder der einmal auf Dienstreise war kann das wohl nachvollziehen. Es bliebt also nur der Abend in der Woche um etwas zu sehen und das bedeutete eigentlich blieb man in der Nähe des Hotels und wartete auf das Wochenende.

An diesem Wochenende wurde am Samstag die Innenstadt zu Fuß erkundet, es bedeute ein Rundkurs von vielleicht 4 Stunden, der am Hotel begann über den Cubbon Park, am High Court und dem Parlament des Bundesstaates Karnataka vorbei über „normale“ Viertel zurück zum Hotel. Hier zeigte sich nun das der Tag schlecht gewählt war, denn im Criket Stadium sollte ein Länderspiel Südafrika vs. Indien stattfinden. Nun war man halt auf der falschen Straßenseite und wollte nur ins Hotel, einfache Aufgabenstellung...

Lösung der Aufgabe: Ca. 15 Minuten Zeit benötigt, denn der direkte Weg war unmöglich, um über einen Umweg den Weg doch noch zurück zulegen. Es fand sich einfach keine Lücke im Straßenverkehr um die Straße vor dem Hotel zu passieren. Dieses Erlebnis konnte man in der Woche an jedem Tag haben, aber am Samstag war das die Ausnahme.

Am Sonntag wurde man sich mit einem "autorickshaws"-Fahrer handelseinig und es begann eine Stadtrundfahrt der besonderen Art. Wiederum über den Cobbon Park, er ist in der Lage vergleichbar mit dem Berliner Tiergarten oder den englischen Garten in München, zum Bangalore Palace und weiter über einfache Viertel zum Botanischen Garten in Lal Bagh. Dieser Garten beeindruckte auf besondere Weise, denn zum Einen ist er so etwas wie ein botanisches Museum, zum Anderen wiederum ein Park für die ganze Familie. Zumindest in Deutschland eigentlich undenkbar, das sich ganze Familien unter einem Baum im Garten treffen und kampieren, hier jedoch scheinbar normal. Auf dem gesamten Weg, wie auch während der gesamten Zeit des Aufenthalts, fiel auf, dass nicht wie es das Klischee nahe legt, besonders viele Kühe auf den Straßen sichtbar waren, sondern wilde Hunde, diese jedoch scheinbar recht harm- und teilnahmslos.

Das war nun das erste von zwei Wochenenden und es begann das übliche Spiel wieder von vorn, Montags aufstehen frühstücken und zu Fuß in die Firma, denn sie war ja nur gut 5 Minuten weg vom Hotel, wenn da nicht der Straßenverkehr gewesen wäre ..., so waren es vielleicht immer das dreifache, Abends versteht sich das Gleiche und immer schön durch den blauen Dunst der Zweitakter....

Glücklicherweise folgt dann irgendwann wieder auf einen Freitag das Wochenende. Das sollte eigentlich auch gleichzeitig das letzte sein, also etwas einkaufen, schließlich will man ja den zu Hause Gebliebenen etwas mitbringen und am Sonntag dann noch ein Highlight. Ein Fußweg vom Hotel zur Bagalore City Railway Station mit seinem vorgelagerten Busbahnhof, also so etwas wie dem Hauptbahnhof, gut 2½ Stunden zu Fuß und Tonnen von Eindrücke aufgesammelt, die hier in der Fülle gar nicht wieder zugeben sind. Der Weg führte etwas raus aus dem Teil der Stadt der noch am ehesten europäisch genannt sein will, auch wenn das nicht so ganz stimmt und man bekam doch einen Eindruck dessen wie hier, ich würde sagen, die Mittelschicht lebt. Vorbei an Wohnhäusern, Tempeln und kleinen und großen Geschäften ging es Richtung Bahnhof, obwohl so genau wusste man es auch nicht, schließlich ist man ja der einheimischen Sprache nicht mächtig und nicht alles ist in englisch ausgeschildert. Man kam aber jedenfalls an und was man dann sah war etwas unwirklich. Draußen vor dem Bahnhof tobte das Leben und drinnen ging alles wohl geordnet und fast ruhig zu. Zurück ging es dann mit einem Taxi, das Problem war nur der Taxifahrer kannte das Hotel nicht und leider sprach er auch kein oder nur kaum Englisch. Er wusste sich jedoch zu helfen und so kam man dann doch direkt und wohlbehalten zum Hotel.

Die letzte Woche verging dann auch im Flug und so wurde dann gepackt und eigentlich sollte es dann am Freitag wieder zurück nach Deutschland gehen, so war es zumindest geplant. Es kam jedoch anders als geplant. Am letzten Tag stellten sich netter weise Schmerzen ein, als würde wieder ein Nierenstein vorhanden sein. Diese erste Idee war, na du hast doch eine Reiseapotheke dabei und da wird doch wohl ein Schmerzmittel drin sein, also die mögliche Dosis genommen und gehofft. Dumm nur nach 4 Stunden war der Schmerz wieder da, also Kollegen angerufen und ab ins Hospital und damit war der Rückflug hin.

Das war dann schon ein merkwürdiges Gefühl, in einem fremden Land, nein in einem fremden Kontinent, ins Krankenhaus, oh, oh....

Was ich dort dann erlebte war dann doch nicht, was ich vorher befürchtete. Hoch professionelle Mitarbeiter dort sorgten dann dafür, das der Rückflug zwei Tage später stattfinden konnte. Letztlich fanden sie dort nichts, was einen Rückschluss auf die Schmerzen zuließ.

Später wurde ich gefragt was meine Eindrücke waren und die Antwort lautete sehr zwiespältig aber ich wollte ja alles mitnehmen, nein Spaß beiseite, das was ich gesehen habe ist sicherlich weder allgemeingültig noch stellvertretend für Bangalore oder auch für Gesamtindien. Ich habe dort viele freundliche Leute getroffen und damit positive Eindrücke gewonnen, die die negativen Eindrücke deutlich überlagerten.

Auch dieser Bericht ist weder vollständig und wahrscheinlich nicht der letzte Stand, denn wenn ich ihn wieder lese wird sicherlich noch etwas dazu kommen.


Bangalore: Eine der größten Städte Indiens, Quellen sprechen von 5 bis 8 Mio. Einwohner. Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka. Öffentlicher Personennahverkehr besteht nur aus Busverbindungen, der Fernverkehr wird über Bahn und Flugzeug abgewickelt. Bedeutende IT-Industrie, sowie Luft- und Rauffahrt- und Biotechnikindustrie. Weitere und aktuelle Informationen lassen sich im Internet leicht finden.


© Axel Schmidt 2006.