Haute Vallée d'Aude


Folgt man der D118 von Carcassonne in Richtung Limoux, so kommt man automatisch in das Haute Vallée, mit Orten wie St.-Hilaire, Limoux, Alet-les-Bains, Couiza, Rennes-le-Château, Bugarach, Espéraza, Quillan, Axat, Arques, Puivert, Château d'Usson und anderen. (zurück)
Die Aufzählung ist sicher nicht komplett und auch so manch einen der oben aufgelisteten Orte würde man vielleicht nicht unbedingt dazu zählen, da sich die Landschaft nicht unbedingt so darstellt wie der Name verspricht. So ist das Tal der Aude teilweise von steilen Felswänden eingefasst und bietet der Straße und der, teilweise stillgelegten, Eisenbahn kaum Platz. Besonders eindrucksvoll kann das zwischen Limoux und Alet-les-Bains, sowie hinter Quillan die "Défilé de Pierre-Lys", kann das besichtigt werden. Hier drängen sich Fluß und Verkehrswege zwischen zwei steil aufragenden Felswänden und an manch einer Stelle wurde die Straße auch in den Fels gehauen. Hier steht der Berg einfach als Nase über der Straße oder verläuft in kurzen Tunneln.

Am Eingang zum Haute Vallée, etwas abseits der D118, liegt St.-Hilaire. Der Ort ist geprägt von seiner Abtei. Die befestigte Abtei ist eine der älteren Abteien im Tal der Aude, in etwa zur gleichen Zeit gegründet wie die in Lagrasse und Caunes-Minervois.
Als bildhauerische Meisterleistung beherbergt sie einen Sarkophag aus einem Block weißem Pyrenäenmarmors der im Relief die Gefangennahme, das Martyrium und die Bestattung des hlg. Sernin darstellt. Dieses im 12. Jahrundert vom Meister de Cabestany erschaffene Meisterwerk diente früher als Haupaltar und bezieht sich auf den ersten Bischof von Toulouse. Daneben sind der Kreuzgang, die Kassettendecke im Kapitelsaal und ein Altaraufsatz aus gelben Holz in der Kirche sehenswert.

Wie St.-Hilaire gehört Limoux bereits zum Haute Vallée. Bekannt ist der Ort durch seinen Karneval und die Sektproduktion. Im August findet an einem Wochenende ein Markt der Region statt. Dieser bietet einen schönen Aufhänger für einen Bummel durch die Altstadt. Wenn man mit dem PKW anreist bietet es sich an, am Rande der RD118 zu parken, eigentlich findet sich hier immer ein Parkplatz, auch wenn der große Parkplatz vor dem Lycée für eine Oldtimerausstellung / -markt gesperrt ist. Der Vorteil ist, man steht unter schattenspendenen Bäumen und wenn man Glück hat, kann man dem ein oder anderen Boule-Spiel beiwohnen. Anläßlich der Veranstaltung im August 2009 wurde ein Fahrrad mit Hilfsmotor verlost, na ja wer Glück hatte konnte das gegen 2€ gewinnen, nur was hätten wir gemacht, wenn wir uns daran beteiligt hätten?
So zogen wir weiter durch die engen Straßen und an so manchem schönen Gebäude vorbei und warfen einen Blick im die Pfarrkirche Saint-Martin. Von außen schließt sich die Fassade der umliegenden Bebauung an, nur der Turm fällt auf. Folgt man der Gasse (Passage Saint-Martin) neben der Kirche, so ist man schnell an der Aude und an die wird auch in dem Vorraum der Kirche erinnert, denn hier findet sich eine erstaunliche Flutmarke von 1820. In der Kirche beeindruckt neben Orgel und Altardas Kirchenschiff in seiner Größe und dank der Fenster auch die ungewohnte Helligkeit.
Weiter geht es von hier mit einem Blick auf die Aude-Brücke (Pont Neuf) zum Marktplatz (Place de la République) mit seinem Brunnen und von dort einfach weiter, wie man so sagt, um den Block. Anläßlich des Marktes war natürlich sehr viel Leben in der Stadt, über Artisten, Musiker bis zu den Handwerkern und Geschäftsleuten der Stadt war alles auf den Beinen und damit gab es für die Besucher viel zu sehen.
Verlässt man dagegen die RD118 bereits am ersten Kreisverkehr aus Richtung Carcassonne und folgt den kleinen Hinweisschildern, so kommt man über einen weiteren Kreisverkehr, zum Jardin aux Plantes Parfumées "La Bouichère" in der Rue Dewoitine. Der Garten, angelegt von einem Elsässer und einer Berlinerin, ist im Sommer eine wahre Erholung, auch wenn der Garten nicht komplett unter einem Baumdach liegt. So trifft man hier neben einigem Getier, sei es Vogel oder Esel, auch diverse einheimische und ausländische Pflanzen und Obstgehölze an. Auch wenn der Fischteich im Sommer keine richtige Abkühlung verspricht, so ist er im hinteren Teil des Gartens ein richtiger Blickfang. wer davon nicht genug hat streift einfach am Esel vorbei,geniest den Trockengarten oder die ein oder andere Hecke oder schaut bei den Obstbaumreihen nach den Früchten oder, oder... Es gibt einfach viel zu sehen, vergessen habe ich dabei gleich am Eingang die Vogelvolieren mit Sittichen und Enten. Wer dann von dem Ganzen genug hat setzt sich einfach am Eingang auf einen Stuhl und genießt ein Eis oder Kaffee und lässt den Blick streifen. Für einen Nachmittag wo die Seele baumeln soll ist das genau das Richtige.

Folgt man der D118 weiter in Richtung Quillan so kommt man an Wegweisern vorbei, die nach Alet-les-Bains auf der anderen Aude-Seite weisen. Folgt man diesen nicht so bekommt man von dem Thermalbad nichts mit, denn es versteckt sich komplett hinter den Bäumen des Aude-Ufers. Folgt man diesen jedoch so steht man, nachdem die Aude-Brücke überquert ist, mitten in einer Kleinstadt in deren Mitte sich eine große Abteiruine befindet. Die Abtei ist ein Besuch wert, denn auch die Ruinen geben ein eindrucksvolles Bild dessen wieder, was da in den Religionskriegen zerstört wurde. Anschließend wurde ein Teil der Ruine an den französischen Staat verkauft, da die Fläche für der Straßenbau, der heutigen Hauptstraße, benötigt wurde. Das Beschriebene fand jedoch nicht in heutiger Zeit statt, sondern im 16. Jahrhundert, also bereits vor der französischen Revolution. Der geneigte Besucher der Ruinen möge sich jedoch nicht wundern, denn an der Kasse bekommt er einen Schlüssel ausgehändigt, denn die Ruine ist nur in zwei Etappen zu besichtigen. Der mittlere Teil der Ruine ist derzeit, auf Grund von Einsturzgefahr, gesperrt, daher muss man halt einmal "um den Block" um die eindrucksvollen Reste zu bewundern. Das ist dann halt fast schon ein Stadtrundgang der auch den Blick auf die dann neu errichtete Kirche lenkt. Diese ist zwar zugänglich, aber derzeit finden dort Restaurierungen statt.

In Couiza zweigt die D613 ab und man kommt über diese Straße in eines der Seitentäler der Aude. Dort erreicht man dann Orte wie Arques oder auch das versteckt liegende Rennes-les-Bains, ein weiteres Thermalbad in dieser Gegend.

Folgt man der D613 und zweigt nach Rennes-les-Bains ab, kommt man sofern man nicht dort hängen bleibt über eine schmale Straße in Bugarach an. Dieses verschlafende Dorf in Mitten der Wälder ist in letzter Zeit zu einiger Berühmtheit gekommen, denn es gibt Leute die meinen dort auf dem Pic de Bugarach könne man überleben, wenn im Dezember 2012 laut Maya-Kalender die Welt untergeht. Wie das Dorf allerdings mit den vielen "Jüngern" klar kommen soll ist ein Rätsel, denn hier sagt sich wirklich Hund und Katz' gute Nacht und die Wege im Dorf sind manchmal so schmal, das selbst ein Auto schwerlich durchkommt. Irgendwann ist auch die Dorfstraße so verwinkelt und besitzt ein solches Gefälle, das man nicht weiß ob man da wirklich durchkommt. Man trifft sie zwar am Ende des Ortes wieder, aber was dazwischen liegt erschließt sich nicht unbedingt dem Autofahrer.

Oberhalb von Couiza, erreichbar über eine kleine Bergstraße, liegt Rennes-le-Château. Während des Sommers ist der Ort eine größere Fußgängerzone, denn schließlich ist der Ort oder besser seine Kirche u. a. durch den Roman "Sakrileg" stark bekannt geworden. Grundlage ist die Legende, das während einer Renovierung, um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts, der Kirche ein Schatz der Templer, der Heilige Gral oder einfach nur eine wichtige christliche Botschaft gefunden wurde. Das alles führte dazu das an verschiedenen Stellen durch Anhäger dieser Legende Ausgrabungen durchgeführt wurden, diese ist mittlerweile verboten, jedoch leben die Einwohner von diesem Ruf und den Touristen, auch wenn der Ort davon glücklicherweise nicht überlaufen ist. So finden sich an der Hauptstraße Schmuck- und Andenkenläden, aber auch Restaurants. Aber auch für Landschaftsliebhaber bietet die Gegend interessante Aussichten, zum Einen auf das Haute Vallée mit Couiza, aber in Richtung Arques.

Der Bergfried bei Arques ist eine um 1000 erbaute Wohnburg eines Grafen der Katharer. Die Wehrmauer ist zu einem guten Teil erhalten und in beiden Ecken befindet sich Wohnräume. Mittig der einzige Zugang durch das Tor zum Inneren der Anlage. Es befindet sich dort nur der Wohnturm selbst, der sich interessanterweise derartig gliedert, daß er aus der obersten Etage verteidigt wird, darunter befinden sich Schlaf- und Wohnräume, sowie die Küche.
Im Ort selbst befindet sich ein kleines Museum mit einer Dauerausstellung zum Leben und Wirken der Katharer.

Wählt man in Couiza nicht die D613, sondern folgt der D118 weiter, so erreicht man Espéraza mit seinen beiden Museen am Bahnhof. Neben den Museen bietet sich auch hier ein Rundgang durch die Stadt an. Gleich gegenüber dem Bahnhof findet sich die alte Schule, heute beherbergt sie eine Kinderkrippe folgt man nun der Hauptstraße und biegt irgendwann einmal rechts ab, so kommt man über den Place de la Republique wieder zur Aude und zurück zum Bahnhof mit seinen Museen. In seinen Bauten und Anbauten sind das Dinosaurier- und Hutmachermuseum untergebracht.
Im Dinosauriermuseum sind die Funde aus der Umgebung zusammengetragen und geben einen Einblick in die damalige Welt. Grundstein des Museums war der Fund von einzelnen Knochen eines Dinosauriers in der Nähe. Anschließende Grabungen förderten dann das komplette Skelett zu Tage. Mittlerweile finden sich in denAusstellungsräumen viele weitere Fundstücke, denn zu den Zeiten der Dinosaurier war das Haut Vallée nichts anderes als ein großer tiefer Fluß der sich entlang den heutigen Gipfeln schlängelte. Damit waren die besten Voraussetzungen gegeben, das sich Reste, Kadaver und ähnliches in den Mäandern ablagern konnten. Neben den örtlichen Fundstücken zeigt das Museum nun auch Exponate von Dinosaurierskeletten aus aller Welt. Gleichfalls wird mittels Dioramen versucht die Welt von vor Millionen von Jahren darzustellen.
Aber auch Unterhaltung für Kinder kommt nicht zu kurz und somit ist das Museum ein rundum gelungendes Erlebnis nicht nur für die seltenden Regentage im Sommer. Derzeit beträgt der Eintritt 7€ pro Erwachsener (Sommer 2007).
Im Gegensatz hierzu ist der Eintritt im direkt neben an liegenden Hutmachermuseum frei. Das Museum vermittelt einen Einblick in die Filzhutproduktion die sich hier und den angrenzenden Orten seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Neben Originalmaschinen wird die Produktion mittels kurzen Videos dargestellt. Zwar sind diese nur in französischer Sprache gehalten, jedoch sind diese so eindrucksvoll, dass sie auch ohne ausreichende Sprachkenntnisse verständlich sind. Für große und kleine Hutliebhaber sei auch der Museumsladen empfohlen, hier findet sich eigentlich so alles was sich Hut nennt.

Folgt man der Aude nun weiter in Richtung ihres Oberlaufes, so erreicht man Quillan. Die Kleinstadt am Schnittpunkt verschiedener Straßen lädt auch zu einem kurzem Abstecher ein. Gegenüber dem Bahnhof, dem heutigen Ende der Eisenbahn von Carcassonne, liegt die Altstadt und über dieser, auf den anderen Ufer der Aude, thront auf einer Anhöhe die Ruine eines Schlosses. Viel mehr als ein quadratischer Innenhof ist jedoch davon nicht übrig geblieben, als Entschädigung dafür bietet sich von dort jedoch ein herrlicher Blick über die Stadt und die angrenzenden Täler.

Folgt man der D117 so kommt man erst durch die Schlucht "Défilé de Pierre-Lys" und dann zu einer Abzweigung wo es zum Einen in die Pyrenäen geht (RD118) und damit dem Oberlauf der Aude entlang und zum Anderen Richtung Puilaurens (RD117). Der nächste Ort in Richtung Berge ist Axat, der andere Endpunkt der einmal durchgängigen Eisenbahnlinie in Audetal. Der Ort selbst bietet eigentlich keine Aufregungen, jedoch ist er einer der Ausgangspunkte für Fahrten der Museumsbahn TPCF (Train du Pays Cathare et du Fenouillèdes).

Fährt man nun über Axat auf der RD118 weiter in die Berge und folgt der Aude, so wird nicht nur die Straße immer schmaler, sondern auch die Hänge immer steiler. Hat man dann die Schluchten passiert, so ist die Straße auf ca. 700 m angestiegen und man befindet sich in einer waldreichen Vorgebirgslandschaft, die nun hin und wieder, auch etwas weitläufiger ist.
An der Abzweigung der RD16 nach Rouze findet sich ein Parkplatz. Diesen sollte man nehmen wenn man das Château d'Usson besuchen will. Von hieraus geht es dann zu Fuß weiter und man muss noch ca. 200 Höhenmeter überwinden. Als erstes jedoch kreuzt man die Aude, die hier nur noch ein mittelgroßer Bach ist. Dann geht es auf einer kleinen Asphaltstraße direkt in die Höhe und man erreicht nach ca. 15 ~ 20 Minuten das Eingangstor. Man beachte jedoch, auch in den Ferien ist hier von 12 bis 15 Uhr geschlossen (Mittagspause). Sollte also das große Tor verschlossen sein, so warte man, denn nicht nur die Ruine des Château ist sehenswert, auch die Aussicht auf das Audetal und die Pyrenäen entschädigt für die Mühen. Vom Château sind, wie hier in der Gegend vielfach, nur noch die Außenmauern erhalten. Aber diese geben einen Eindruck von der Baukunst der damaligen Erbauern und auch von deren Einstellung.
Interessant ist auch das sich neben dem Château befindliche Maison du Patrimoine du Donezan. Hierbei handelt es sich um eine Art von Heimatmuseum. Nicht nur, das hier die Eintrittskarten zum Château verkauft werden, sondern es wird über drei Etagen das Leben und Gegenstände der Bewohner der Gegend dargestellt. Selbst Gebrauchgegenstände aus der Zeit wo das Château bewohnt war fehlen nicht.
Aber auch die Gegenwart, besser oder glücklicherweise fast Gegenwart, sind present vorhanden. Leider in Form von Flugzeugteilen, die von einem allierten Flugzeug stammen, welches kurz vor Ende des 2. Weltkrieges hier in der Nähe an einem Berg zerschellt ist. Die ausgestellten Trümmer wurden jahrzehnte später aus dem Bergsee geborgen in welchem es dann abgestürtzt war.

Puivert, gleichzeitig Name für Dorf und Burg, liegt etwas abseits des Audetales. Nicht nur die heutige Burg sondern auch Ort und im Ort das Museum "Qercorb" laden zu einem Besuch ein. Das Museum liegt mitten im Ort, da jedoch die Hauptstraße etwas daneben vorbeiführt, ist es, wie auch die Ortsmitte etwas versteckt. Im Museum wird das Leben der Menschen dort erzählt, es ist so etwas wie ein Heimatmuseum und es sind dort Räume der einheimischen Handwerker dargestellt, diese erzählen von den Bräuchen und Handwerken im ca. 19. Jahrhundert. Gleichfalls wird auch ein Teil der heutigen Burg erklärt, sowie in einem Raum mittelalterliche Musik vorgestellt.
Die Burg hat nicht viel mit den anderen Burgen in der Umgegend gemein, denn sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, der Vorgänger ist zerfallen.

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©Axel Schmidt 2007

2014-12-30-01