Minervois


Der Landstrich, benannt nach dem kleinen Ort Minerve, liegt im Groben zwischen der Aude und den Montagne Noire. Man lebt dort hauptsächlich vom Wein- und Obstanbau, der wundersamer Weise recht erträglich ist. Dieses um so mehr, da immer Sommer die Sonne unerbittlich von Himmel brennt und mittags die Gegend doch deutlich über 30°C aufheizt, daher wird man hier, zu dieser Zeit, auch sehr wenig Leute auf den Straßen antreffen und die Orte wirken wie ausgestorben, egal ob Rieux-, Caunes-M'vois, Pouzols-M'vois, Siran, La Somail oder das touristisch etwas bekanntere Minerve. Auch wenn es nicht mehr so ganz zum Minervois gehört, ein Stopp in der Gegend um Montady lohnt sich auf jeden Fall (zurück).

Rieux-M'vois an der D11 mitten in der Ebene gelegen bietet als Sehenswürdigkeit eine kleine unscheinbare runde oder mehreckige Kirche, die jedoch im innern sehr interessant sein soll. Leider war es uns bisher vergönnt einen Blick hineinzuwerfen, denn sie war geschlossen. Damit bliebt dann nur ein Spaziergang durch den Ort übrig, vorbei an alten Häusern, dem Rathaus und einigen Gassen. Immer wieder fragte man sich leben hier überhaupt noch Menschen, aber es war halt Mittag und heiß.

Caunes-M'vois am Fuß der Montagne Noire, an der D620, ist wie Rieux eines der kleinen Städte die hier über der Ebene verteilt sind. Auch hier sind die Straßen über Mittag völlig ausgekehrt, allenfalls trifft man auf das eine oder andere Haustier. Beispielhaft für den beginnenden Sommer, wie jedes Jahr auch hier das langsam versiegende Oberflächenwasser. Das führt dann ebenfalls mit schöner Regelmäßigkeit zu Beschränkungen in der Verwendung von Frischwasser.
Zentrum des Ortes ist eine imposante Klosteranlage, welche auch zu besichtigen ist. Die Stadt selbst ist um die Klosteranlage herum gebaut worden, so kommt es das viele Gassen irgendwie immer wieder darauf zulaufen.
Im Gegensatz zu den Schulzeiten ist in den Ferien ganztägig geöffnet. So konnte die gesamte Anlage auch von innen besichtigt werden. Man gelangt vom Eingang in den Kreuzgang und von dort führt der Rundgang durch das Kirchenschiff in die Kellergewölbe unterhalb des Chores und der Apsis. Dort finden sich neben alten Gruften auch Reste der ersten Kirche an dieser Stelle (ca. 800 n. Chr.). Weiter geht es dann wieder durch Kreuzgang in den, heute als Veranstaltungort genutzten, Klostergarten. Dabei kommt man durch den Wohnflügel des Klosters der heute innen teilweise zu Ausstellungszwecken genutzt wird. Auch andere Teile der Gebäude und der Freifläche werden als Bibliothek und Ausstellungsfläche genutzt.

Minerve, gelegen auf einer Felsnase zwischen dem Canyon de la Cesse und dem Fluss Brian und damit kaum erreichbar. Das hat den Einwohnern in der Zeit der Katharer-Kriege oder auch Albigenser-Kreuzzüge nicht viel genützt, denn nach längerer Belagerung gingen ihnen die Vorräte und auch das Wasser aus und sie mussten sich ergeben. Über ihr Schicksal ist an anderer Stelle genug geschrieben und daher will ich es dabei belassen und auf die heutige Zeit und die Eindrücke eingehen die dieser Ort hinterläßt.
Der Ort ist nur über eine recht imposante gemauerte Brücke erreichbar und liegt im Sommer unter der brütenden Sonne ohne das man dort viel Schatten findet. Schatten spenden eigentlich nur die schroffen Felswände, aber dazu muss man in das Tal des Cesse hinabsteigen. Hat man das gemacht, so kann man diesen flussaufwärts, kann man eigentlich nicht sagen denn es gibt kein Wasser, wandern und man steht in Kürze vor der ersten von zwei natürlichen Brücken die das Wasser im Laufe der Zeit ausgespült hat. Hat man die zweite Brücke durchschritten, so befindet man sich in einem Einschnitt. Überall wachsen hier wilde Feigen und Brombeeren. Letztere sind aber auf Grund des Wassermangels sehr klein und trocken. Es bleibt dann nichts anderes übrig als den gleichen Weg wieder zurück zu gehen und man erreicht dann wieder den Fuß des Felsens auf dem Minerve gebaut ist. Hier kann man dann wieder hochsteigen und noch eine Biege durch den Ort machen um dann anschließend wieder zum Parkplatz zu gehen und dabei zu hoffen, dass der Wagen nicht all zu heiß geworden ist.

Etwas neben der D5 Richtung Beziers liegt Pouzols-M'vois. Ein kleines Weindorf mit einem Museum und einer alten Kirche, ansonsten gleicht es den anderen Orten der Umgebung.

Von Siran sei erwähnt, das der Weinort neben ein Kirche, die sogar geöffnet war, einen sehenswerten Uhrenturm aufweist. Er ist etwas versteckt im Zentrum, aber doch zu finden. Schwieriger war es dann schon die Kapelle aus dem 13. Jahrhundert bei Centeilles in der Nähe von Siran zu finden. Im Ort gibt es Hinweisschilder dorthin, jedoch ohne Kilometerangabe. Damit war der Verdacht sie würde doch gleich außerhalb von Siran liegen. Eine kurze Wanderung zeigte dann jedoch das Gegenteil und nach vielleicht 1 km kehrte man um und wählte dann doch das Auto, es zeigte sich, das dies mit Kind eine gute Wahl war. Die Kirche liegt etwa 2-3 km entfernt. Erstaunlich war jedoch der Zustand, erwartet wurde eine Ruine, jedoch fand man eine noch voll genutzte Kirche vor. Sie ist derzeit immer Sonntags geöffnet und so war man wieder nur bis zum Eingang gekommen. In der Nähe fanden sich dann noch Reste, wie ein Brunnen und so liegt die Vermutung nahe, das es hier nicht nur eine Kirche gegeben hat, leider habe diesbezüglich noch nichts gefunden.

Direkt an Canal du Midi liegt La Somail. Rund um den Hafen gibt es ein sehenswertes Gebilde von Gebäuden und Geschäften. Auch soll sich hier die schmalste Brücke des Canal du Midi befinden. Ein Besuch und Rundgang ist der Ort immer Wert.

Eigentlich gehört Montady wohl nicht mehr zum Minervois, denn es liegt kurz vor Béziers. Thematisch passt es jedoch hier hinein, mit seinem Etang und dem Kanaltunnel von Malpas. Letzterer wird dann noch einmal von der Eisenbahn unterfahren, also an dieser Stelle Verkehr auf drei Ebenen, oben die Strasse zur L'oppidum d'Ensérune, dann der Canal du Midi und ganz unten die Eisenbahn.
Vom Berg bei L'oppidum d'Ensérune, mit Ruinen aus römischer Zeit, hat man einen herrlich Blick auf den Etang der im 13. Jahrhundert trocken gelegt wurde. Seit dieser Zeit sind die Felder dort auch kreisförmig angelegt, Wege und Entwässerungskanäle durchziehen den Etang. (Als Oppidum bezeichnet man ein befestigte Siedlung, grob gesagt aus römischer Zeit).

Als Randbemerkung sei erwähnt, dass M'vois eine gängige Abkürzung für das Minervois und auf vielen Straßenschildern zu finden ist.

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ŠAxel Schmidt 2006

2011-09-23-01